Heidelberger Schloss| Eine prächtige Ruine
Nachdem Sie den Schlosshof betreten haben, werden Sie etwas feststellen, was beim Blick auf das Schloss aus der Ferne nicht unbedingt sofort zu erkennen ist. Das mächtige Heidelberger Schloss ist in Wirklichkeit eine mächtige Ruine. Das ursprüngliche Schloss wurde bereits Ende des 17. Jahrhunderts im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und seither nur teilweise wiederhergestellt. Mittlerweile gilt das Heidelberger Schloss, auch aufgrund seiner markanten Lage, als Inbegriff einer romantischen Ruine. Es ist diese Schlossruine und ihre Lage über der historischen Altstadt, die weltweit das Bild von Heidelberg als dem romantischen Reiseziel schlechthin prägt.
Geschichte des Heidelberger Schlosses
Erbaut wurde das Heidelberger Schloss in zahlreichen Bauetappen seit dem Mittelalter, wobei es sich anfänglich um eine befestigte Burg handelte. Erst später wandelte sich diese mittelalterliche Burg im Zuge der verschiedenen Ausbau- und Erweiterungsmaßnahmen über die Jahrhunderte hinweg zu einer repräsentativen Schlossanlage mit dem heute noch erkennbaren Charakter eines Renaissance-Palastes. Fünfhundert Jahre diente das Heidelberger Schloss den Kurfürsten von der Pfalz als Residenz, bevor es im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch Soldaten des französischen Königs Ludwig XIV, des „Sonnenkönigs“, zerstört wurde. Diese Zerstörung erfolgte in zwei Schritten, 1689 und 1693, als Heidelberg während des Krieges jeweils vorübergehend von französischen Truppen besetzt wurde. Es erfolgte zwar eine teilweise Wiederherstellung des gesprengten Schlosses, als aber Kurfürst Karl Philipp aufgrund eines konfessionellen Konflikts innerhalb der Stadt Heidelberg 1720 die kurfürstliche Residenz nach Mannheim verlegte, überließ der barocke Herrscher das auf einer Anhöhe gelegene Heidelberger Renaissance-Schloss seinem Schicksal. Nachdem im Jahre 1764 zwei Blitzeinschläge einige wiederhergestellte Schlossgebäude in Brand gesetzt hatten, wurde der Wiederaufbau des Schlosses endgültig eingestellt.
Im 19. Jahrhundert schließlich wurde die Heidelberger Schlossruine zusammen mit der Stadt Heidelberg, über der sie so eindrucksvoll ruht, zu einem Inbegriff deutscher Romantik. Als um 1900 ein heftiger Streit um die Zukunft des Heidelberger Schlosses entbrannte, entschied man sich gegen einen Wiederaufbau, lediglich der nur leichter beschädigte Friedrichsbau wurde wiederhergestellt. Heutzutage präsentiert sich das Heidelberger Schloss als eine Ansammlung von Ruinen, freistehenden Fassaden und wiederhergestellten Gebäuden. Erkennbar sind verschiedene Baustile, zum Beispiel Spätgotik und Renaissance.
Unter den wenigen Teilen des Schlosses, die heutzutage noch erhalten sind, befindet sich der sogenannte Fassbau. Er wurde von 1589 bis 1592 eigens für das riesige Weinfass, das er bis heute beherbergt, erbaut. Dieses historische, 1751 fertiggestellte Große Fass, das im Fasskeller des Fassbaus besichtigt werden kann, hat ein Fassungsvermögen von ungefähr 220.000 Litern, wurde zwar nur dreimal gefüllt, gilt aber daher als das vermutlich größte Holzfass, das auch wirklich einmal mit Wein gefüllt war. In anderen erhaltenen Räumen der Schlossruine finden Sie das Deutsche Apothekenmuseum, das seit 1957 im Heidelberger Schloss ansässig ist. Ein Besuch des Museums vermittelt allerlei Wissenswertes zur Geschichte der Pharmazie, der zum Schloss gehörende Apothekerturm kann sogar mit einer Alchimistenküche aufwarten.
Abrunden müssen Sie Ihren Schlossbesuch unbedingt mit einem Spaziergang durch die beiderseits des Schlossgeländes gelegenen Gärten. Der östlich des Schlosses gelegene Schlossgarten galt unter seinem lateinischen Namen „Hortus Palatinus“ („Pfälzischer Garten“) zu seiner Zeit als einer der berühmtesten Renaissance-Gärten Europas. Er wurde von 1616 bis 1619 auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich V. als repräsentativer Schlossgarten angelegt und seinerzeit von Zeitgenossen als achtes Weltwunder bezeichnet. Allerdings blieb er in dieser ursprünglichen Form nicht erhalten und wurde später im Stil eines Englischen Landschaftsgartens umgestaltet. Der sogenannte Stückgarten, der westlich des Schlosses liegt, wurde ebenfalls von Friedrich V. angelegt und zwar auf einer vormaligen Kanonenstellung als privater Lustgarten für sein Ehefrau. Der Name leitet sich vom Begriff „Stücke“ ab, mit dem früher Kanonen bezeichnet wurden. Vom Stückgarten genießen Sie eine wunderschöne Aussicht auf das nahegelegene Schloss und hinab auf die Altstadt und auf den Neckar. Übertroffen wird dieser schöne Blick allenfalls noch vom Panoramablick, den Sie vom Königstuhl genießen können. Falls Sie den Besuch des Heidelberger Schlosses auf wirklich spektakuläre Weise abrunden wollen, fahren mit der Bergbahn über Molkenkur einfach weiter bis zur Königstation Königstuhl und schauen rüber bis ins Elsass.